Oiso, i erklär da des a moi, weil wia sagt Gerhard Polt richtig:

Oiso, i erklär da des a moi, weil wia sagt Gerhard Polt richtig:

[Zitat]:
„Der Mensch, der keine Stammtischerfahrung hat, 
der hat vom Leben fast nichts gelernt,
der ist leider Gottes,
in,
der wohnt in anderen Dimensionen.“

Der Stammtisch is koa neumodische Erfindung, sondern a uralter Fixpunkt bayerischer Lebenskultur.

Wo des Wort herkimm, mogst wissen? 
Ganz einfach: vom Tisch, an dem die Stammgäste sitzn, oiso de, de oiwei do sitzn. 
Des war scho im 18. Jahrhundert so, und kann in den oiden Wirtshauschroniken nachgelesen werden.

Das Wirtshaus war friana in den oidn Dörfern und Städten, DAS Zentrum vom sozialen Lebm. Do hod ma debattiert, ghandelt, glacht und graunzt. Und wia’s hoid bei uns in Bayern so is, hom sich dort imma de gleichen Leid troffa. 
So is aus dem stinknormalen Tisch a fester Treff wordn – da STAMMTISCH.

Ursprünglich warn’s de Handwerker, Schmiede, Metzger, Bauersleit oder Vereinsmitglieder, de si olle zamma gsetzt ham, um a Bier zum dringa und sich auszutauschn. Am Stammtisch gings um’s Leben, de Politik, de Nachbarschaft, de Kirch, de Weltlage – ois hod sei Platz ghabt. Und ned selten is am Stammtisch mehra entschieden wordn als in mancher Sitzung im Rathaus. 

Spada san dann de Vereinsstammtische no dazua kemma. Von  de Kegelbrüder, de Feuerwehr oder de Schützen, war ois dabei.
A jede Gruppn hod ihren eigenen Tisch ghabt. Des dazuhörige Wappen oda a Namensschild stand mittendrauf. Des Schild, des ist hielig. Und wenn des am Tisch steht oder übern Tisch hängt, da hockt ma se ned einfach hi, wenn ma ned dazua gheard. Des is a ungeschriebenes Gesetz, sog i jezt, aber a paar Gscheidhaferln datn mia sicher wiedersprechen.
I nenns #respekt und hob glernt:

zum Stammtisch ghört ma erst, wenn ma eingeladen wird. 
Und wennst dann amoi dabei bist, dann ghearst dazua, in jeder Lebenslage, außer du werst a Depp, dann kanns scho sei, dass di koana mehr dabei hom mog ABA da musst scho echt a saunberner Volldepp gwesen sei.

Da Stammtisch hod scho imma a hohe gesellschaftliche Funktion ghabt.
Er ist a Forum, a Gericht, a Bühne und a Wohnzimmer zugleich.
Oft ham de Leit do Streitigkeiten geklärt, also so ganz friana, bevor’s Anwälte und Gericht gebem hod.
Oft is beim Fingerhakeln, Karteln oder beim einfachen Handschlag, entschieden wordn. 
A WIRTSHAUSFRIEDN nennt ma des heid no.
Und wenn’s wirklich ernst war, dann hod da Wirt vermittelt und so gsehn war da Wirt, da erste Sozialarbeiter Bayerns.

Als dann de Biergärten im 19. Jahrhundert offiziell erlaubt worn san, hod ma de Stammtische  mit hinaus verlegt, unterm Kastanienbaum, wo d’Sunn durchs Laub kimmt und d’Maß schee glänzt. Do san dann de gleichen Leit g’hockt, wia drinnen im Wirtshaus, nua unterm weiss-blauen und offenen Himmi mit a bisserl mehra Gspür fias Lebm.

Und heid?
Mei des ist in gewisser Weise no genauso.
Die Tradition werd hoch gepflegt!
I kenn koan Bier- oda Wirtsgarten in dem ned da Hoiztisch mit erkennbaren oidn Schuidl aus der Menge herauswachst. Und falls du des Schild ned glei sigst, erkennst den Stammtisch an de Gsichter und am Ton. Do is nix aufgsetzt, do red ma, wia dia des Herz auf da Zunge gewachsen is ABER stets mit Respekt, a bisserl Sarkasmus und den guadn oidn bayrischen Schmäh.

Am Stammtisch hod jeder sei Platz, 
sei Wort,
sei Spruch und sei Bier.
A Stammtisch lebt vom vom Gspür füreinand.

Und genau do – mitten in dem Gfui – bin i damals gelandet, aus’m Balkan. Elfe war i. 
Erstamoi a totaler Kulturschock, weil aus da Großstadt, direkt mitten ins Herz eines oberbayerischen Dorfes hizumziagn,
des hod gsessn.
I da Exot, von da fremden Welt voller Beton und hupenden Autos, direkt ins oberbayrische Wirtshausleben nei, mit Kastanien vorm Fenster, Schweinsbratngeruch in der Luft und Dialekt in jedem Satz. 

I hob ned bloß im Dorf glebt, i bin im Wirtshaus groß worn.
Da Stammtisch mei erste Schulbank,
de Kreidetafel mei erstes Vokabelheft mit da Stammtischgeselschaft,
de Schänk mei erster Arbeitsplatz, dann.

Genau hier, im Wirtshaus, am Stammtisch, is mei Herz hänga bliebm:
an die Kultur, 
an die Tradition, 
an dem Lebmsgfui,
an dem Stolz den man hier am Gwand trägt,
und an dem oidn bayrischen Grantler mit einem riesengroßen Herz.

Jeden Sunndog, wenn’s aus der Kirche kemma san, mit eana Hut, dem ordentlichen Gwand, noch nach Weihrauch grohn hom,
hob i eana des Bier bringa därfn, s
‘Schafkopfn und s'Wattn homs ma beibracht,
hier hob i meine erste Schneemaß drunga.
Meng homs mit, weil i flott beim Nachschub war und a loses Mundwerk hatte -
guad hob i heid no.

Damois war des Rauchverbot no a Fremdwort, des Wirtshaus war stets a Nebelmeer aus
Ernte 23, Rothändle, da Zigarren und den unzählig verbrannten Filtern.
Die Luft so dick, dass mann's hod schneiden kenna.
De Männer ham Schafkopfn gspuid, 
de Junga ham gwattet,
de Ältern ham graunzt und a moi glacht, 
de Gläser warn voll,
de Stimmen laut.

Aber des war koa Lärm. 
Des war a Herzschlag.
A Rhythmus, der di aufnimmt, egal woher du kummst. 
Für mi, die aus einer andern Welt kemma is, war des a Dahoam.
Koa Hochdeutsch,
koa Korrektur,
koa Fremdsein.
De Wirtsleid, de Gäste, des Wirtshaus – des war jetzt mei dahoam.

I woass mit jeder Faser meines Körpers, die Bedeutung von am Stammtisch zum schätzn,
weil i den Herzschlag no gspürt hob, den s'heid - nur wenig - in dieser Form gibt.

Da Stammtisch und des Wirtshaus, des is ned bloß a Platz, des is a Brücke zwischen zwoa Welten.
A Verbindung zwischen Menschen, zwischen Gschichten, zwischen Generationen und allerlei Sprachen.
Hier bist nia aloa.
Hier bist dahoam.
Hier ist imma
no Zeit für a guade Gschicht,
a konstruktive Meinung,
a scheens Gfui und a bisserl Ehrlichkeit,
weil mei Stammtisch, des is fia mi oft des letzte Stück entschleunigte Wirklichkeit.

Oiso hock di herra, sama mehra, bonna serra.

Bussi,
de N.

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